Flugsommer 2023: Weniger Stornierungen – aber mehr verspätete Flüge als im letzten Sommer

Nach einem turbulenten Flugsommer 2022 haben Flugreisende auf eine bessere Lage im Jahr 2023 gehofft. Flightrights aktuelle Datenauswertung zeigt jedoch, dass lange Wartezeiten und Flugausfälle auch in der diesjährigen Hauptreisesaison an der Tagesordnung waren. Wer die Gewinner und Verlierer des Flugsommers sind und was Passagier:innen bei Flugproblemen unbedingt beachten sollten, erklärt Claudia Brosche, Fluggastrechtsexpertin von Flightright.

„Zwar ist das große Chaos des letzten Sommers weitestgehend ausgeblieben, aber auch in diesem Jahr wurden die Urlaubsfreuden der Reisenden von Flugproblemen begleitet. Ein Großteil der Airlines hat ihre internen Probleme noch immer nicht vollständig behoben – ganz zum Leidwesen der Flugreisenden, die am Ende das Nachsehen hatten und sich mit langen Wartezeiten oder Flugausfällen herumärgern mussten. Fluggesellschaften sollten nun endlich handeln, um den versprochenen Service anzubieten, den sie sich mit erhöhten Ticketpreisen teuer bezahlen lassen. Schließlich haben Passagier:innen etwas Besseres verdient, als stundenlang am Flughafen zu warten oder verpasste Urlaubstage aufgrund einer Flugannullierung hinzunehmen.“”, sagt Claudia Brosche, Fluggastrechtsexpertin bei Flightright.

Hohe Stornierungsraten werfen kein allzu gutes Licht auf Premium-Airlines

Premium-Airlines wie die Lufthansa CityLine (3,11 Prozent) und British Airways (2,92 Prozent) haben in diesem Sommer mit erhöhten Stornierungsraten besonders häufig die Urlaubspläne der Flugreisenden durchkreuzt. Auch die Lufthansa liegt mit 1,80 Prozent an stornierten Flügen über dem Durchschnitt. Fluggesellschaften wie TAP Portugal, Ryanair und Austrian zeigen jedoch, dass es auch anders geht und überzeugen mit Stornierungsquoten von unter 1 Prozent. Zur Einordnung kann gesagt werden, dass wir bei etwa einem Prozent an gestrichenen Flügen von einem normalen Durchschnitt sprechen.  

„Die Stornierungsraten bei Premium-Anbietern wie der Lufthansa CityLine sowie der Lufthansa, die beide zur Lufthansa Group gehören, sprechen Bände. Es ist offensichtlich, dass interne Probleme sowie der noch immer anhaltende Personalmangel zu einem enttäuschenden Serviceerlebnis für Passagier:innen führen. Selbst so namhafte Airlines wie die Lufthansa scheinen Schwierigkeiten zu haben, den Grundstandard an Servicequalität zu bieten, den Reisende verdienen. Angesichts rekordverdächtiger Gewinne in diesem Jahr sollte die Lufthansa Group hier dringend nachjustieren und in die Zufriedenheit ihrer Kunden investieren.”, so Claudia Brosche.

Entschädigungsberechtigte Verspätungen und Stornierungen im Vergleich: 2019 bis 2023

Bei einem Vergleich der Stornierungen aller europäischen Flughäfen über die Sommerferien der letzten Jahre fällt Folgendes auf: Während die Passagierzahlen langsam das Vor-Corona-Niveau erreichen, sind die Stornierungs- und Verspätungsraten der Airlines weiterhin höher als vor der Pandemie. So wurden in diesem Sommer 0,98 Prozent aller europäischen Abflüge storniert. 2019 waren es 0,74 Prozent. Nach Einschätzung des internationalen Luftfahrtverbands Iata dürften die Fluggesellschaften 2023 weltweit rund 4,35 Milliarden Passagiere befördern – und damit fast so viele wie im Rekordjahr 2019 vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Damals lag die Zahl bei 4,54 Milliarden Fluggästen.

Bei den potentiell entschädigungsberechtigten Verspätungen über drei Stunden liegen die Fluggesellschaften mit 0,78 Prozent in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. In diesen Fällen, sowie bei Flügen, die weniger als 14 Tage vor Abflug storniert wurden, haben Flugreisende einen Anspruch auf Entschädigungen, sofern kein außergewöhnlicher Umstand vorliegt. 

Zum Vergleich: Im vergangenen Chaossommer wurden 1,30 Prozent der Flüge annulliert – 0,80 Prozent der Abflüge sind mit einer Verspätung von mehr als drei Stunden gestartet. 2021 gab es 0,51 Prozent Flugstornierungen und 0,36 Prozent waren um mehr als drei Stunden verspätet, 2020 waren es 0,86 Prozent stornierte und 0,20 Prozent verspätete Flüge. Im letzten Sommer vor der Coronapandemie 2019, waren es 0,74 Prozent Stornierungen und 0,54 Prozent Verspätungen.

Jahresvergleich 2019-2023: durchschnittliche Stornierungsraten europäischer Abflüge 

Jahresvergleich 2019-2023: durchschnittliche Verspätungsraten (>180 min) europäischer Abflüge 

Ländervergleich: UK, Schweiz und Deutschland mit den meisten Flugausfällen

Auch wenn das ganz große Chaos in diesem Sommer ausgeblieben ist, waren in diesem Jahr etliche Flüge an europäischen Flughäfen verspätet oder sind ausgefallen. Europaweit ist fast jeder dritte Flug (30,53 Prozent) mit einer Verspätung von mindestens 15 Minuten gestartet.

Besonders in diesem Jahr waren die Folgen des Klimawandels in der Hauptreisezeit spürbar: in vielen Fällen basierten Flugausfälle auf außergewöhnlichen Umständen wie Waldbränden, Überschwemmungen oder anderen Naturkatastrophen. Auch Streiks haben europaweit für Flugausfälle und Verspätungen gesorgt. In Italien hat in diesem Sommer z.B. das Bodenpersonal und die Pilotengewerkschaft gestreikt, in Spanien kam es zu Streiks durch Flughafenpersonal sowie Sicherheitspersonal und in Deutschland konnten Streiks der Lufthansa-Piloten kurzfristig durch die Einigung auf höhere Löhne abgewendet werden. Insbesondere unter diesem Aspekt ist es erstaunlich, dass Deutschland mit einer Stornierungsrate von 1,48 Prozent auf dem dritten Platz hinter der Schweiz (1,5 Prozent) und der UK mit 1,58 Prozent liegt. Bei den Verspätungen belegt die Schweiz mit 34,32 Prozent den ersten Platz, vor Portugal (32,06 Prozent) und dem Vereinigten Königreich mit 31,42 Prozent an verspäteten Abflügen. 

Dieser Umstand könnte auf immer noch bestehende Engpässe beim Personal hindeuten: Während der Coronapandemie gab es einen überproportional hohen Personalabbau bei deutschen Fluggesellschaften und an deutschen Flughäfen. Diese Stellen wurden noch immer nicht zu 100 Prozent nachbesetzt, was zu Missständen und Verzögerungen u.a. beim Check-in, der Security-Kontrolle und bei der Gepäckausgabe geführt hat.

Londoner Flughäfen Spitzenreiter bei Stornierungen und Verspätungen

Anders als im vergangenen Sommer, belegt in diesem Jahr kein deutscher Flughafen die Spitzenposition: mit 1,88 Prozent an stornierten Abflügen, liegt der Flughafen Frankfurt auf Platz 3 und wird von London Heathrow 1,93 Prozent und  London Gatwick mit satten 2,10 Prozent von der Spitzenposition des Vorjahres verdrängt. Mit München (1,54 Prozent), Düsseldorf (1,44 Prozent) und Berlin (1,38 Prozent) haben es weitere deutsche Flughäfen in die Top 10 der Flughäfen mit den meisten Stornierungen in Europa geschafft. Auch bei den Verspätungen führt der Flughafen London Gatwick das unrühmliche Ranking an – ganze 46,56 Prozent aller Flüge sind dort mit einer mindestens 15-minütigen Verspätung gestartet. Die Flughäfen in Lissabon (43,9 Prozent) und Paris Charles-de-Gaulle (41,44 Prozent) liegen auf dem zweiten und dritten Platz.

Deutsche Airlines zahlen Entschädigungen unterschiedlich gut

Wissen, was Recht ist: Nach EU-Recht steht Passagier:innen eine Entschädigung zwischen 250 und 600 Euro zu, wenn sie mehr als drei Stunden verspätet an ihrem Reiseziel ankommen oder ihr Flug weniger als 14 Tage vor Abflug gestrichen wurde. 

Claudia Brosche ergänzt: Die Höhe der Entschädigung ist unabhängig vom Ticketpreis und basiert auf der Fluggastrechteverordnung. Durch die Geltendmachung entstehen Passagier:innen keinerlei Nachteile. Leider wissen viele Passagier:innen noch immer nichts von ihrem Recht auf Entschädigung. Genau hier setzt Flightright an: Wir machen Verbraucher:innen auf ihr gutes Recht aufmerksam, setzen die Zahlungen für unsere Kund:innen durch – und ziehen dafür notfalls auch bis vor den Europäischen Gerichtshof.“

Im folgenden Bild ist das Zahlungsverhalten europäischer Fluggesellschaften, die im ersten Halbjahr 2023 Entschädigungszahlungen an Flightright zu entrichten hatten, aufgelistet. Das Zahlungsverhalten der Airlines lässt sich in drei Kategorien einteilen: 

Die vertretbaren Zahler, die langsamen Zahler und die Zahlungsverweigerer.

Auffallend ist, dass das Zahlungsverhalten deutscher Fluggesellschaften stark variiert. Während Eurowings ein gutes Zahlungsverhalten zeigt, liegen Lufthansa und Condor nur im Mittelfeld. Damit stellen sich die deutschen Airlines fast auf Augenhöhe mit Billigfliegern wie Ryanair, die prozentual in mehr Fällen, aber langsamer zahlen als die Lufthansa. 

 „Wenn Flugreisende von extremen Verspätungen oder Flugstornierungen betroffen sind, kann das die gesamte Reiseplanung ruinieren. Umso wichtiger ist es, dass Fluggesellschaften schnell und zuverlässig die gesetzlich festgelegten Entschädigungen zahlen. Besonders bei der Lufthansa sehen wir hier noch deutlichen Verbesserungsbedarf – sie hat im letzten Jahr zu den Zahlungsverweigerern gehört und es nur knapp in die Gruppe der langsamen Zahler geschafft“, so Brosche weiter. 

Flightright hat im ersten Halbjahr 2023 einen zweistelligen Millionenbetrag an Entschädigungszahlungen durchgesetzt. Ein mittlerer, zweistelliger Millionenbetrag ist noch offen. Seit der Gründung im Jahr 2010 konnte Flightright weltweit bereits mehr als 460 Mio. Euro an Entschädigungszahlungen für seine Kund:innen durchsetzen. 

Durchsetzung deutlich höherer Ersatzticketkosten rettet den Urlaub

„Viele Flugreisende kennen ihre Rechte nicht. So ist vielen zum Beispiel nicht bewusst, dass man sich im Falle eines Flugausfalls auf eigene Faust ein Ticket kaufen und die neuen Ticketkosten von der Airline erstatten lassen kann, sofern sie keine Alternative anbietet. Wir verstehen den Ärger der Passagier:innen über die Airlines und zerplatzte Urlaubsträume nur zu gut und geben ihnen mit der Durchsetzung der Kosten des neuen, deutlich teureren Tickets die Sicherheit nach einem entspannten Sommerurlaub zurück“, so Brosche abschließend. Der Flightright-Ticketerstattungs-Service hilft bei ersatzlosen Flugstreichungen, sodass Flugreisende nicht auf den kurzfristig gebuchten, viel höheren Kosten eines Ersatzfluges sitzen bleiben. Verbraucher:innen können über flightright.de/ticketerstattung einfach den alten und neuen Ticketpreis sowie weitere Falldaten eingeben und ihre Erstattung unkompliziert einfordern. 

Disclaimer:

Alle Angaben der Pressemitteilung basieren auf den uns zur Verfügung stehenden Daten. Die Daten sind zuverlässig, erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie erfassen den Zeitraum vom 22.06.2023 bis zum 05.09.2023.

Über Flightright

Flightright ist das marktführende Verbraucherportal für die Durchsetzung von Fluggastrechten. Wir treten für die Rechte von Passagieren und Passagierinnen im Fall einer Flugverspätung, Annullierung oder Nichtbeförderung ein und berufen uns dabei auf die Fluggastrechte-Verordnung 261/2004 der Europäischen Union. Seit Kurzem hat Flightright seinen Service auf die Bereiche Ticketkostenerstattung und Erstattungen von abgesagten Pauschalreisen erweitert. Insgesamt haben wir schon mehr als 430 Millionen Euro Entschädigung für unsere Kundinnen und Kunden durchgesetzt. Unser Angebot wird in der Digitalwirtschaft auch als „Legal Tech“ beziehungsweise „Justice as a Service“ bezeichnet. In unserem Datenzentrum erhalten Interessierte zudem jederzeit Einblick in die aktuellsten Daten zu Flugverspätungen und -stornierungen. 

Flightright ist Teil der Allright Group, zu welcher auch das auf Verkehrsrecht spezialisierte Verbraucherportal freem sowie die Chevalier GmbH gehören, die enger Kooperationspartner der technologiegestützten Chevalier Rechtsanwälte für Arbeitsrecht ist.

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