Auswertung von Flightright zeigt: In Deutschland, bei der Lufthansa und an deutschen Flughäfen werden europaweit die meisten Flüge storniert  

  • Lufthansa Spitzenreiter mit extremen Stornierungen von rund 6 Prozent  
  • Flughäfen Frankfurt und München haben europaweit die meisten Stornierungen   
  • Deutschland im europäischen Vergleich abgeschlagen auf dem letzten Platz  
  • Bei internen Streiks besteht Anspruch auf Entschädigung  

Die erste Quartalsauswertung von Flightright zeichnet ein klares Bild: Die Lufthansa führt europaweit die Liste der Fluggesellschaften mit den meisten Flugstornierungen an. Auch deshalb sind die deutschen Drehkreuze Frankfurt und München die Flughäfen mit den höchsten Stornierungsquoten in Europa. Die andauernden Streiks bei der Lufthansa haben wesentlich zu dieser Situation beigetragen und tiefgreifende Auswirkungen auf den Flugverkehr und die Reisepläne von tausenden Flugreisenden gehabt. Wie es für das restliche Jahr aussehen könnte, das erklärt Dr. Jan-Frederik Arnold, Geschäftsführer von Flightright.  

Lufthansa storniert 100 Prozent mehr Flüge als im Vorjahreszeitraum   

Die Analyse von Flightright zeigt, dass die Streikaktivitäten bei der Lufthansa eine zentrale Ursache für die hohe Anzahl an Flugausfällen sind. Diese Streiks spiegeln tiefer liegende Probleme innerhalb der Airline und der Branche wider, die dringend adressiert werden müssen. Lufthansa stornierte in den ersten drei Monaten des Jahres 5,99 Prozent der Flüge. Im gleichen Zeitraum 2023 waren es nur 2,97 Prozent. Das bedeutet eine Steigerung von 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahrszeitraum. „Die aktuellen Daten zeigen deutlich, dass die Lufthansa bei Flugstornierungen europaweit am schlechtesten abschneidet. Die Lufthansa muss endlich effektive Lösungen finden, um die Zuverlässigkeit ihrer Flüge und den Service zu verbessern“, sagt Dr. Jan-Frederik Arnold, Geschäftsführer von Flightright. „Die vielen Streiks signalisierten vor allem die Unfähigkeit der Lufthansa, ihre internen Probleme in den Griff zu bekommen. Mit satten 16 Streiks innerhalb der letzten Monate übersteigt das diesjährige Streikaufkommen deutlich das Niveau der vergangenen Jahre. Die Flugreisenden sind hierbei klar die Leidtragenden des seit Monaten andauernden Missstands innerhalb des Konzerns, der seine Mitarbeiter:innen trotz Rekordumsätzen scheinbar nicht ausreichend wertschätzt.“   

Lufthansa-Kund:innen mussten seit Anfang des Jahres unzählige Stornierungen und Flugverspätungen über sich ergehen lassen. 2024 hat die Airline bereits sagenhafte 5,99 Prozent aller Flüge storniert – das sind knapp fünfmal mehr als gewöhnlich und fast dreimal so viele Stornierungen wie die zweitschlechteste Airline KLM (2,27 %). Die zweite deutsche Airline Eurowings landet auf dem vierten Platz (1,51 %).  

Deutsche Flughäfen Spitzenreiter bei Flugausfällen  

Deutsche Flughäfen, besonders die Heimathäfen der Lufthansa Frankfurt und München, schneiden im europäischen Vergleich am schlechtesten ab und haben prozentual die meisten Stornierungen. Der Flughafen Frankfurt führt die Liste im ersten Quartal 2024 mit einer außergewöhnlich hohen Stornierungsquote von 5,70 Prozent an, dicht gefolgt von München mit 3,70 Prozent. 2023 hatte der Flughafen Frankfurt im ersten Quartal 2,61 Prozent an Stornierungen (2024 55 % mehr Stornierungen), der Flughafen München 3,57 Prozent. Dahinter folgen der Flughafen Berlin Brandenburg (2,96 %) und Düsseldorf (1,65 %). Somit befinden sich die ersten vier Flughäfen mit den höchsten Stornierungsquoten alle in Deutschland. „Es ist ein Armutszeugnis, dass die ersten vier Flughäfen mit den höchsten Stornierungsquoten alle aus Deutschland kommen. Die hohe Anzahl an Flugausfällen wirkt sich direkt auf die Reisepläne von Passagier:innen aus und führt zu Verzögerungen in der gesamten deutschen Luftfahrt. Es ist ein Hinweis darauf, dass sowohl Fluggesellschaften als auch Flughafenbetreiber vor erheblichen Herausforderungen stehen, die nicht nur auf externe Faktoren wie Wetterbedingungen, sondern auch auf interne Probleme wie Personalmangel und Arbeitskämpfe zurückzuführen sind, so Dr. Arnold weiter.  

Deutschland im europäischen Vergleich abgeschlagen Letzter  

Deutschland ist mit 4,04 Prozent an annullierten Abflügen das europäische Land mit der höchsten Stornierungsquote, gefolgt von Österreich (1,38 %) und den Niederlanden (1,32 %). Damit lag Deutschland im ersten Quartal 2024 23,3% über dem Niveau des Vorjahres (3,10 %). Auffällig in diesem Jahr ist vor allem der Abstand von Deutschland zu den anderen Ländern: In Deutschland wurden prozentual knapp dreimal mehr Flüge storniert als beim zweitplatzierten Österreich. Die meisten anderen Länder haben sogar Stornierungsquoten von nur unter einem Prozent. „Dass Deutschland bei den stornierten Abflügen die Spitzenposition einnimmt, kommt für mich wenig überraschend. Auffallend ist jedoch, dass im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern so viel mehr Abflüge storniert wurden. Für die Flugreisenden ist es wichtig zu wissen, dass bei internen Streiks Anspruch auf Entschädigung besteht. Die fälligen Entschädigungszahlungen an Flugreisende zahlen viele Airlines oft stark verspätet oder gar nicht und das ist mit sehr großem Aufwand und gerichtlichen Klagen verbunden“, so Dr. Arnold. Auch deshalb fordert Flightright eine deutliche Erhöhung der Entschädigungszahlungen an Flugreisende bei Flugproblemen. Zumal sich die Entschädigungssumme seit Einführung der europäischen Fluggastrechteverordnung vor 20 Jahren nicht geändert hat, Inflation und Ticketpreise aber seitdem sehr stark gestiegen sind.   

Zur Info: Streikt das Personal der Fluggesellschaft, kann ein Anspruch auf Entschädigung von bis zu 600 Euro vorliegen. Der EuGH entschied in seinem Urteil vom 17.04.2018 zum Az. C-175/17 unter anderem, dass ein plötzlicher Streik der Mitarbeiter:innen der Airline kein außergewöhnlicher Umstand ist und die Airline somit bis zu 600 Euro Entschädigung zahlen muss. Aber auch, wenn die Flughafenmitarbeiter:innen, Fluglots:innen oder wie zuletzt das Sicherheitspersonal an Flughäfen streiken, sind Airlines nicht automatisch von der Entschädigungszahlung befreit. Passagier:innen können auch dann einen Anspruch haben, wenn die Fluggesellschaften nicht alle zumutbaren Maßnahmen ergriffen haben, um die Folgen des Streiks so gering wie möglich zu halten.  

  

Auch im Rest des Jahres ist mit vielen Ausfällen zu rechnen   

Auch wenn es schwer einzuschätzen ist, wie das restliche Flugjahr verlaufen wird und von verschiedenen Faktoren abhängt, sollten sich Flugreisende besonders in der Hauptreisezeit im Sommer auf viele Flugverspätungen und -ausfälle einstellen. „Im weiteren Jahresverlauf sind Airline-interne Streiks bei weiteren Fluggesellschaften nicht auszuschließen. Zudem könnten die Lieferprobleme neuer Flugzeuge von Boeing und Airbus zu Engpässen bei Flugzeugflotten führen, die die Flugpläne ordentlich durcheinanderwirbeln und vor allem im Sommer für eine Vielzahl an Flugproblemen sorgen könnte. Ob dies zu ähnlich hohen Flugausfallquoten wie in den ersten drei Monaten führt, bleibt abzuwarten. Deutlich ruhiger wird es aber auch für den Rest des Jahres nicht werden“, so Dr. Arnold abschließend.  

Disclaimer:  

Alle Angaben der Pressemitteilung basieren auf den uns zur Verfügung stehenden Daten. Die Daten sind zuverlässig, erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie erfassen den Zeitraum vom 01.01.2024 bis zum 31.03.2024.  

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